Auswirkung des Leitzinses auf Sparer

WP Pics (5)Wie wirken sich die Leitzinssätze auf Sparer und Kreditnehmer aus?

Niedrige Zinssätze begünstigen Kreditnehmer und benachteiligen Sparer, die auf ihren Tagesgeld- und Festgeldkonten wenig oder gar keine Zinsen erhalten.

Ab Juli und September wird die “Zinswende” auch die Sparzinsen wieder steigen lassen. Wer sein Geld 12 Monate lang bei einer schwedischen Bank anlegt, erhält im besten Fall 1,45 Prozent (ab 8. September 2022). Außerdem werden die Banken wahrscheinlich landesweit die Strafzinsen für hohe Guthaben abschaffen. Der Einlagensatz, den die Banken für zu viel Bargeld an die EZB zahlen müssen, beträgt seit dem 14. September 0,75 Prozent, vorher waren es minus 0,5 Prozent und dann null.

Sie können die Zinsentwicklung zu Ihrem Vorteil nutzen

Wir erleben derzeit positive Sparquoten, explodierende Kreditzinsen und eine Inflation von mehr als 8 Prozent aufgrund eines knappen Angebots an Rohstoffen und Energie. Wir haben ein paar Tipps zusammengestellt, wie Sie das Beste daraus machen können.

Immobilien

Bevor Sie jetzt eine Immobilie kaufen, sollten Sie einige Dinge beachten: Die Hypothekenzinsen haben sich seit Anfang des Jahres verdreifacht. Ein Kauf ist immer noch am günstigsten, wenn Sie sicher sind, dass Sie die Immobilie selbst nutzen werden und einen erheblichen Teil des Kaufpreises aus eigenen Mitteln aufbringen können. Die Finanzierung einer bewohnten Immobilie als Kapitalanlage wird immer teurer und lässt sich durch die derzeit niedrigen Mieten nicht rechtfertigen. Sie werden also wahrscheinlich Geld verlieren.

Geldanlage

Seit langem wird dazu geraten, Geld in sogenannte Immobilienwerte zu investieren, anstatt es wegen der niedrigen Zinsen auf einem Sparkonto liegen zu lassen. Dazu gehören Dinge wie Immobilien, aber auch Aktien. Nun aber steigen die Immobilienpreise weiter (bei steigenden Zinsen) und die globalen Wirtschaftsdaten sehen eher schwach aus, was den Aktienmarkt belastet.

Die Sparzinsen kehren langsam aber sicher zurück. Schwedische Festgelder mit einer Laufzeit von 12 Monaten bieten bereits 1,45 Prozent Zinsen. Die Negativzinsen auf Girokonten sind fast verschwunden. Das gleicht die Inflation noch nicht aus, aber es ist ein erster Schritt.

Eine alternative Lösung: Diversifizieren Sie Ihre Investitionen. Investieren Sie einen Teil Ihres Geldes langfristig in internationale Aktien (mit Hilfe von ETFs) und halten Sie etwas Bargeld bereit. Wenn Ihnen der Werterhalt wichtig ist, können Sie bis zu 10 Prozent Ihres Vermögens in Gold investieren, das derzeit teurer ist als je zuvor. Ziehen Sie in Erwägung, Geld, das Sie für ein oder zwei Jahre entbehren können, bei einer Bank anzulegen, die höhere Zinssätze bietet. Sehen Sie sich hier unseren Vergleich von Festgeldkonten an.

Kryptowährungen

Grundsätzlich raten wir davon ab, in spekulative und hochvolatile Produkte wie Kryptowährungen zu investieren. Nur weil einige traditionelle Anlagen nicht mehr so attraktiv sind, heißt das nicht, dass man mit Bitcoin und Co. problemlos Gewinne erzielen kann. Im Gegenteil: Kryptowährungen haben in letzter Zeit massiv an Wert verloren. Dies wird auch als Krypto-Winter bezeichnet. Sie können also viel Geld verlieren. Investieren Sie nur Geld in Kryptowährungen und Co., das Sie nicht benötigen (“Spielgeld”).

Energie sparen

Es gibt viele Möglichkeiten, den Verbrauch von Strom, Gas und Benzin zu senken. Sie können zum Beispiel Sonnenkollektoren auf Ihrem Dach oder Balkon installieren oder auf der Autobahn langsamer fahren. Wenn möglich, nutzen Sie staatliche Anreize (z. B. KfW-Kredite für den Hausbau oder Energierabatte).

Aktuelle Zinsprognose

Früher als erwartet hat der EZB-Rat beschlossen, den Ankauf von Staatsanleihen zu beenden. Statt wie bisher im dritten Quartal wurde das Kaufprogramm am 1. Juli eingestellt. In einem Blogbeitrag vom 23. Mai 2022 sprach sich EZB-Präsidentin Lagarde überraschend deutlich für eine Normalisierung der Geldpolitik aus. Die Zinsschritte, die die EZB am 21. Juli ankündigte, waren sogar noch höher als die vorherige Ankündigung. Der deutliche Zinsschritt am 14. September unterstreicht, dass die EZB es mit der Inflationsbekämpfung ernst meint und sogar eine Rezession in Kauf nehmen würde.

Die Zinserhöhung dürfte sich weniger auf die aktuelle Inflation auswirken, die durch knappe Energieressourcen verursacht wird. Allerdings stützt sich die EZB bei ihren Prognosen stärker auf die sogenannte Kerninflation, die nicht die vorübergehenden Preissteigerungen bei Energie und Lebensmitteln, sondern die Inflationserwartungen der Wirtschaft widerspiegelt.

Die Zinssätze liegen jetzt bei über 4 Prozent, und das ist zu hoch. Eine ultralockere Geldpolitik, die deflationäre Tendenzen (d.h. Abwärtsdruck auf die Preise) bekämpft, ist nicht mehr notwendig. Stattdessen ist eine rasche Normalisierung der Geldpolitik angebracht.
Für die Eurozone hat die EZB ihre Inflationsprognose für das Gesamtjahr 2022 deutlich nach oben korrigiert, und zwar von 5,5 Prozent für 2023 auf 8,1 Prozent und von 2,3 Prozent für 2024.

Aktuelle Zinssätze der EZB

Seit dem 14. September 2022 liegt der Hauptrefinanzierungssatz (Zinssatz”) der Europäischen Zentralbank (EZB) für mittelfristige Kredite bei 1,25 Prozent, der Spitzenrefinanzierungssatz für kurzfristige Kredite bei 1,5 Prozent und der Einlagensatz bei 0,75 Prozent.

Zusammenfassend

Banken wie die Europäische Zentralbank (EZB) und die amerikanische Federal Reserve (Fed) verwenden den Zinssatz als Instrument zur Steuerung der Geldmenge auf dem Markt und damit indirekt auch der Verbraucherpreise.

Der Leitzins ist der höchste Zinssatz und gibt an, wie teuer es für die Banken ist, sich bei der Zentralbank Geld zu leihen.

Je höher der Zinssatz, desto teurer ist es für die Banken, sich Geld zu leihen. Die Nachfrage geht zurück, das Geld wird knapper, und die Preise steigen. Umgekehrt bedeutet ein niedriger Zinssatz oft eine höhere Nachfrage nach Geld, mehr Geld im Umlauf und niedrigere Preise.

Das Ziel der EZB ist es, den Zinssatz so festzulegen, dass langfristig eine Inflation von 2 % entsteht. Dies gibt Verbrauchern und Produzenten einen Anreiz, Geld auszugeben – d. h. zu konsumieren oder zu produzieren – bevor es auf Sparkonten an Wert verliert. So bleibt die Wirtschaft in Gang.

In diesen Situationen stößt die Geldpolitik an ihre Grenzen. Zum Beispiel dann, wenn der Leitzins bereits bei null liegt, es also kostenloses Zentralbankgeld gibt, aber die Nachfrage danach ausbleibt. Dies kann in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit der Fall sein, wie etwa während der Staatsschuldenkrise von 2012 bis 2015 oder nach dem Ausbruch der Coronavirus-Pandemie im Jahr 2020.

Andererseits gibt es Umstände, unter denen die Geldpolitik unwirksam sein kann. Zum Beispiel, wenn der Preisanstieg durch ein knappes Angebot an Energieträgern verursacht wird, wie es derzeit der Fall ist. Entscheidend für die EZB sind aber die Inflationserwartungen in der Wirtschaft oder die Entwicklung der so genannten Kerninflation, die Preisschocks für Energie und Nahrungsmittel nicht berücksichtigt.

Im Mai 2022 rief EZB-Chefin Lagarde zu einer Normalisierung der Geldpolitik auf, da die Inflationserwartungen in der Eurozone inzwischen deutlich im positiven Bereich lagen. Eine ultralockere Geldpolitik zur Bekämpfung deflationärer Tendenzen (Abwärtsdruck auf die Preise bei schleppendem Wirtschaftswachstum) sei nicht mehr angemessen.

Am 21. Juli 2022 gab die EZB bekannt, dass sie den Hauptrefinanzierungssatz von 0 % auf 0,5 % anheben wird. Der Spitzenrefinanzierungssatz stieg auf 0,75 %. Der Einlagensatz ist nicht mehr negativ, sondern wurde auf 0 % angehoben. Alle Zinssätze werden am 14. September erneut um 0,75 Prozentpunkte angehoben.

Die Zinssätze für Hypotheken steigen wieder. Aber auch die Sparzinsen steigen langsam. Als Verbraucher sollten Sie Ihr Geld breit streuen. Investieren Sie einen Teil in internationale Aktienfonds (ETFs), mischen Sie etwas Gold bei, kaufen Sie eine Immobilie nur, wenn Sie vorhaben, dort selbst zu wohnen und viel Eigenkapital einzubringen. Halten Sie einen Puffer auf Ihrem Girokonto.

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